Samstag, 3. März 2007

Freitag, 2. März 2007

Die Züricher Neuinszenierung der Zauberflöte

"Die "Zauberflöte“, die populärste Oper des gesamten Repertoires, feierte im Opernhaus Zürich am 17. Februar 2007 Premiere. Die musikalische Leitung liegt in den Händen des Mozart-Spezialisten Nikolaus Harnoncourt. Für die Inszenierung der Oper zeichnet Martin Kucej, einer der gefragtesten Exponenten des deutschsprachigen Gegenwartstheaters, verantwortlich."
Quelle: 3sat.de

Vorweg: ich war durchaus begeistert von der gestrigen "Zauberflöte". Nun ein par Detailkritiken:


Königin der Nacht: Elena Mosuc
Ich habe sie in dieser Rolle schon besser gehört (DVD mit Welser-Möst ebenfalls aus Zürich), aber sie enttäuschte auch nicht. Schauspielerisch zeigte sie klare Grenzen ihrer Fähigkeiten, gesanglich fehlte mir ein Hauch "Wahn(sinn)". Es war alles ein bischen "brav", glücklicherweise nicht zu brav.
Schulnote: 2

Pamina: Julia Kleiter
Sie gefiel mir ausserordentlich gut, zeigte eine gelungene Mischung aus Stärke und Unsicherheit/Verblüfftheit/Naivität. Gesanglich gab es an ihr nichts auszusetzen, sie zeigte hier darstellerisch die selben Stärken wie beim Schauspiel.
Schulnote: 1

Papagena: Eva Liebau
Als Papagena hat frau ja nicht all zu viel zu tun, was Liebau tat war aber ansprechend und ok, wenn auch nicht exzeptionell. Ihre Stimme gefiel mir, wäre imho interessant sie in einer gröseren Rolle zu sehen/hören
Schulnote: 2

Sarastro: Matti Salminen
Von Salminen war ich etwas enttäuscht. Er war manchmal zu leise, seine Charakterdarstellung liess zu wünschen übrig des öfteren und wirklich ansprechend war im Grossen und Ganzen sein Gesang für mich nicht - allein die "Hallen"-Arie gefiel, da er schön das einfache, ja fast schon gewollt Primitive der Arie rüberbrachte.
Schulnote: 3

Tamino: Christoph Strehl
Hatte anfangs einige Probleme, in der Bildnisarie gab's falsche Töne und ein mehrfaches Suchen des Tempos. Fing sich dann aber in den Dialogen mit Papageno alsbald, und überzeugte im weiteren Verlauf mit einer klangschönen Stimme. Klang manchmal etwas manieriert, was aber wohl Absicht war und gut zu Tamino passte. Hatte vor allem in den Ensembles einige echte Höhepunkte.
Schulnote: 1-2

Papageno: Ruben Drole
Er überraschte mich wirklich positiv. Schon zu Beginn war er schauspielerisch unglaublich spannend anzusehen, auch ohne jede Kostümierung wirkte er wie ein "Vogel" aufgrund von vielfältigster Mimik bis hin zu den "Blicken" seiner Augen. Gesanglich um vom Setzen der Pointen her gibt es vielleicht Bessere, es war aber jederzeit eine Freude Drole zuzuhören und zuzusehen.
Schulnote: 1



Monostatos: Rudolf Schasching
Trotz beindruckenden Aussehens blieb er mir nicht sonderlich in Erinnerung. Gesanglich eher nur Durschnitt.
Schulnote: 3

Die drei Damen: Sandra Trattnigg, Martina Welschenbach, Katharina Peetz
Spielfreudig, schöner Gesang,harmonisch in den Ensembles - was will man mehr. Keine Spitzenleistung, aber dennoch immer wieder eine Freude ihnen zuzusehen.
Schulnote: 2



Dirigent: Nikolaus Harnoncourt
Da gibts für mich nicht viel zu sagen außer "exzeptionell". Phasenweise hörte ich die Zauberflöte völlig neu, und das obwohl das Züricher Opernorchester teils Probleme hatte mit den schnelleren Tempi (und dazu tendierte sich von den Sängern etwas zu entfernen im Rhythmus). Harnonocourt ist es - mit seinen Worten sprechend - imho gelungen eine weitere Zwiebelhautschicht dieses Werkes abzuziehen und uns das darunterliegende Mysterium etwas klarer zu präsentieren.
Schulnote: 1+

Inszenierung: Martin Ku‰ej
Auch wenn es viele Kritiker jetzt schon gibt und noch geben wird: mir gefiel die Inszenierung! Sie war spannend, brachte einiges ans Tageslicht was sonst eher unbemerkt bleibt (etwa die Geilheit Papagenos gemischt mit seiner "Frauen-als-Objekt" Attitüde), und war eine willkommen Abwechslung zu den "Märchenopern"-Inszenierungen der Zauberflöte. In den nächsten Wochen werde ich mir die Aufnahme noch einmal ansehen, und dann mehr zur Inszenierung schreiben, da ich mir im Moment noch keinen endgültigen "Reim" darauf gemacht habe was Neues über das Werk denn nun wirklich gesagt wurde. Das ist wohl auch der Schwachpunkt: ein schlüssiges, zwingendes Konzept scheint nicht vorhanden.

Schulnote: 2


Klanglich gibt es noch zu erwähnen das es einige "Kracher" und leises Knacksen beim Ton gab - ein wenig störend, aber nicht so schlimm das es wirklich nervte.

Eine Details und Betrachtungen zur Inszenierung hier:
http://www.theremin-spielen.de/die-zauberfloete-am-opernhaus-zuerich/2007/03/02/

Werk: 1
Interpretation: 1-2
Klang: 2

Donnerstag, 1. März 2007

John Abercrombie Trio: "Speak of the Devil"

Ob hier tatsächlich vom Teufel gesprochen wird wage ich nicht zu beurteilen, in jedem Fall ist aber viel Feuer in der Musik des John Abercrombie Trios. Eine Idee wechselt die andere ab, sowohl rhythmisch als auch melodisch sind die drei Bandmitglieder stets dabei auf den anderen zu hören und zugleich zu kommentieren bzw. neues einzubringen. Eine Assoziation, ein Gedanke jagt den anderen. So ist das ganze auch kein "Easy listening", wenn ich es auch gerne "neben" der Computerarbeit oder dem Surfen höre, da dieses Album vor Kreativität imho nur so sprüht.. Und mit jedemmal anhören gefällt es mir besser - nun gut, kurz gesagt: eine absolute Empfehlung für Freunde von modernem Jazz


John Abercrombie Trio: "Speak of the Devil"

Werk: 1
Klang: 1

Mittwoch, 28. Februar 2007

TV Tipp "Zauberflöte" Zürich - 3SAT

1. März, 20.00 Uhr, zeigt 3sat eine Live-Aufführung der Mozart-Oper "Die Zauberflöte" aus dem Opernhaus Zürich.


Königin der Nacht - Elena Mosuc
Pamina - Julia Kleiter
Papagena - Eva Liebau
Sarastro - Matti Salminen
Tamino - Christoph Strehl
Papageno - Ruben Drole

Dirigent - Nikolaus Harnoncourt
Inszenierung - Martin Kušej
Dramaturgie - Beate Breidenbach
Bühnenbild - Rolf Glittenberg

Und ab 18:40 gibt es auf dem ZDF-Theaterkanal auch noch eine Live-Backstage Reportage dazu!

Dienstag, 27. Februar 2007

Interessante Karten ...

... Die hier vom Forscher Gunnar Thompson vorgestellt werden ...



Ein Beispiel:






Dies ist eine römische Karte aus dem Jahre 440. Thompson sieht rechts nicht eine Darstellung Asiens, sondern vielmehr Floridas und den Golf von Mexiko. Und ich muss gestehen es ist nicht das Unlogischte ...

Montag, 26. Februar 2007

Tschaikowsky - Eugen Onegin - MET - Gergiev, Fleming, Hovrostovsky, Vargas

Hier nun eine Nachbesprechung meiner Eindrücke von der Live-übertragung des Eugen Onegin vom 24. 2. auf ARTE.

Ich hatte das Werk zuvor erst einmal (und das eher unaufmerksam) im Radio gehört - umso gespannter war ich auf diesen TV-Abend. Und wurde auch nicht enttäuscht - aber auch nicht restlos begeistert.
Die Oper selbst ist ein höchst faszinierendes Werk, mehr ein Versuch eines Psychogramms "moderner" Menschen von heute (oder doch schon von gestern) als das eine eigentliche Handlung vorangetrieben wird. Die Musik von Tschaikowksy ist vielschichtig und und voller schöner Melodien, wenn auch kein "Gassenhauer" dabei ist.
Insgesamt betrachtet fand ich bei dieser Aufführung den Gesang gut bis sehr gut, das Schauspiel schien mir manchmal darunter zu leiden das die Sänger unsicher schienen was als nächstes zu tun sei. Klanglich war anfangs der To nicht mit dem Bild synchron, später waren zahllose "Störgeräusche" aus dem Zuschauerraum recht lau zu vernehmen, und zugleich der Gesang auf der Bühne teilweise kurzzeitig leiser werdend, was eigentlich bei moderner Tontechnik nicht mehr notwendig sein sollte ...

Die Einzelbewertung der Hauptpersonen:

Dimitri Hvorostovsky (Eugen Onegin):
Anfangs erschien er mir etwas schwächelnd, fing sich dann aber zusehends und lief spätestens ab der Duellszene zu sehr schönem Gesang auf. Letztendlich aber fand ich ihn schauspielerisch eher enttäuschend, die Figur des Onegin brachte er mir nicht näher - es sei den Onegin beschränkt sich darauf sexy zu sein und knackig/hart dreinzuschauen mit gelegentlich enttäuschten Mundwinkeln. Vielleicht ist diese Figur auch nicht mehr ...
Schulnote: 2-



Renée Fleming (Tatjana):
Abgesehen davon das ich ihr das junge Mädchen, den "Backfisch", zu Beginn nicht abnahm (Weder gesanglich noch schauspielerisch) war es eine Freude ihr zuzusehen und zuzuhören. Eine sehr schöne Darbietung, vielleicht auch mit ein wenig mangelndem Tiefgang.
Schulnote: 1-

Ramón Vargas (Lenski):
Er passte für mich perfekt zu Rolle, seine Handlungen und GeEsang waren für mich immer nachvollziehbar und schön anzuhören, in seiner letzten Arie vor dem Tod war seine Darbietung höchst spannnend und faszinierend. Als Lenski erschossen wurde bedauerte ich es kurzzeitig das die Oper "Eugen Onegin" und nicht "Lenski" hiess ;)
Schulnote: 1


Valerie Gergiev (Dirigent):
Einerseits fand ich das Dirigat spannend, andererseits aber auch manchmal sehr zerfahren - es erschien mir manche Melodielinie bewusst "zerhackt" - ich kenne das Werk zuwenig um letztendlich zu beurteilen ob dies sinnvoll ist, gefallen hat es mir aber nicht immer, ja es störte zuweil ...
Schulnote: 3

Inszenierung ( Robert Carsen)
Sehr minimalistisch, fast schon steril wären nicht die Kostüme ... so wird einerseits die Zeitlosigkeit, andererseits die Epochengebundenheit des Stücks gut symbolisiert - auch wenn es manchmal optisch etwas langweilig ist. Selbiges gilt auch für die Personenführung: es passiert selten Aufsehenerregendes, zugleich ist alles stimmig und wirkt irgendwie "zeitlos", manchmal aber eben schon so zeitlos das es langweilig zu werden drohte. Manchmal erschien es mir als ob die Darsteller, wie auch der Chor, nicht sicher wüssten was als nächstes zu tun sei.
Schulnote: 2

Gesamtbewertung:
Werk: 1
Interpretation: 2
Klang: 3