Mittwoch, 24. Mai 2006

"Sakrileg"

DER GRAL

1. Zugang über die Werke Richard Wagners

Lohengrin

Gral: Der Kelch des letzten Abendmahls und zugleich das Gefäß, in welchem das Blut Christi aufgefangen wurde, als er am Kreuz hing. Vom Gral geht eine Wunderkraft aus, durch welche die Gralsritter nicht altern und unbesiegbar sind. Diese Kraft versiegt nie, da sie alljährlich am Karfreitag erneuert wird. Der Gral wird zusammen mit dem heiligen Speer aufbewahrt, das ist die Waffe, mit der Christus am Kreuz verwundet wurde.

Gralsritterschaft: Von Titurel gegründet. Er hatte die Gralsreliquien von Engeln erhalten. Die Aufgabe der Gralsritterschaft ist es, in Not geratenen Menschen zu helfen. Die Ritter müssen dabei ihre Identität geheim halten.

Gralsburg: Monsalvat (= Montserrat in Spanien?) wird nur von demjenigen gefunden, der vom Gral selbst dazu berufen ist.

Parsifal

Mitleid: Die Gralsritter haben kein Mitleid mit dem an einer unheilbaren Wunde leidenden Gralskönig Amfortas, Titurels Sohn. Sie zwingen ihn, die Gralszeremonie durchzuführen, durch die sein Leben und Leiden weiter verlängert werden. Kundry hatte die Kreuzigung Chrsiti in Jerusalem miterlebt und kein Mitleid mit Christus gehabt. Sie ist seither mit einem Fluch belegt, durch den gezwungen ist, die Gralsritter zu verführen. Zwischendurch versucht sie durch Buße ihre Schuld zu sühnen.

Amfortas: Er versuchte den Zauberer Klingsor zu bekämpfen, durch den die Gralsritter bedroht wurden – aus Rache dafür, dass er von diesen nicht aufgenommen worden war. Aber Amfortas ließ sich von Kundry verführen und vergaß daraufhin seine Sendung. Er verlor dadurch den heiligen Speer und wurde verwundet.

Erlösung: Sie ist nur durch einen „reinen Thoren“ möglich. Das ist Parsifal. Er hat Mitleid mit Amfortas und erkennt während der Vereinigung mit Kundry die Zusammenhänge. Er widersteht ihr, gewinnt den heiligen Speer zurück, heilt Amfortas und wird neuer Gralskönig. Damit erlöst er einerseits Kundry von ihrem Fluch, andererseits errettet er den Gral „aus schmutzbefleckten Händen“.

Richard Wagners Vorlagen

Das waren mittelalterliche Heldenepen, insbesondre „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach. Die Oper ist jedoch eine sehr freie Bearbeitung dieses Epos. Bei Wolfram ist der Gral ein Kristall. Daher hat Wagner seine Vorstellung des Grals aus „Perceval“ von Chrestien de Troyes übernommen.

2. Neuere Theorien über den Gral

Es gibt zahlreiche Theorien darüber, was der Gral sein und wo er sich befinden könnte.
Die Tempelritter werden dabei oft ins Spiel gebracht. Das war ein mittelalterlicher Ritterorden, der in den Kreuzzügen eine wichtige Rolle spielte, danach aber vom Papst aufgelöst wurde. Gerade diese Auflösung des Ordens beförderte immer wieder diverse Vermutungen über deren Ursache.

Peter und Johannes Fieback

Sie behaupten, der Gral stammt von Außerirdischen, die ihn Moses übergeben hatten. Es handelt sich dabei um eine Maschine, mit der Manna hergestellt werden konnte. Diese Maschine wurde in der Bundeslade aufgewahrt, von den Templern in den Ruinen des Tempels von Jerusalem wieder gefunden und nach Europa gebracht. Die Autoren identifizieren den Kristall, den Wolfram von Eschenbach in seinem Epos beschrieb, mit dieser Maschine. Seit der Auflösung des Templerordens ist der Gral verschollen.
(Peter und Johannes Fieback: Das Grals-Geheimnis, Herbig-Verlag 1983.)

Henry Lincoln

Seiner Theorie zufolge war Jesus mit Maria Magdalena verheiratet und hatte Nachkommen, die nach Südfrankreich kamen. Von ihnen stammen die Merowinger ab. Der Gral ist somit kein Gegenstand, sondern die Familie der Nachkommen Jesu: San Gral = Sang real (königliches Blut). Diese Theorie liegt auch dem Buch und dem Film „Sakrileg“ zugrunde.
(Henry Lincoln et al.: Der heilige Gral und seine Erben, Lübbe-Verlag 1987.)

Michael Hesemann

Er identifiziert den Gral mit dem Santo Caliz, einem Kelch, der in der spanischen Stadt Valencia aufbewahrt wird. Dort gibt es bis heute eine entsprechende Bruderschaft. Der Santo Caliz besteht aus einem kleinen Achatbecher, der tatsächlich aus der Zeit Christi stammen könnte. Im Mittelalter wurde mittels Edelmetallmontierungen daraus ein Kelch gefertigt.
(Michael Hesemann: Die Entdeckung des heiligen Grals, Pattloch-Verlag 2003.)

Einige weitere Orte, an denen der Gral vermutet wird/wurde:
- Rennes-le-Château
- Rosslyn Chapel
- Wiener Schatzkammer


3. Das Buch/der Film „Sakrileg“

Warum erweckt „Sakrileg“ so große Aufmerksamkeit?
Großes Interesse am Thema „Gral“ bis heute. Das erkennt man auch anhand der vielen verschiedenen Theorien, die darüber kursieren. Wenn man bei Amazon das Suchwort „Gral“ eingibt, werden über 240 Titel angezeigt.
Die geheimnisvolle Gemeinschaft der Prieuré de Sion.
„Sakrileg“ ist einfach eine spannende Geschichte – ein Krimi, der mit der Suche nach dem Gral verknüpft ist, wobei verschlüsselte Hinweise auf berühmten Gemälden und mysteriöse Symbole in mittelalterlichen Kirchen eine Rolle spielen.

Ist der Protest der (v. a. katholischen) Kirche gerechtfertigt?
Es wird zwar behauptet, dass Jesus und Maria Magdalena gemeinsame Kinder hatten. Aber das Erlösungswerk Jesu wird dadurch in diesem Werk nicht angezweifelt.
Die Fortsetzung von Lincolns Theorie, dass Jesus nicht am Kreuz gestorben sei, sondern danach noch weitergelebt habe, hat nicht in „Sakrileg“ Eingang gefunden.
Das Opus Dei spielt in der Handlung eine äußerst zwiespältige Rolle.
Hinweis auf das Konzil von Nizäa und darauf, dass viele Traditionen innerhalb der christlichen Kirchen nicht direkt auf Christus zurückgehen, sondern erst in den ersten Jahrhunderten nach seinem Tod und im Mittelalter entstanden sind.
Die Geschichte aus der Kindheit des Protagonisten, der in einen Brunnen gefallen war und in völliger Einsamkeit und Hilflosigkeit in Gott die einzige Hoffnung gefunden hatte, wirkt hingegen versöhnlich mit dem Christentum.

Resümee: Auch ohne die Proteste der Kirche hätte das Buch/der Film „Sakrileg“ genug Erfolg. Es wird dadurch die Aufmerksamkeit höchstens noch gesteigert. Schadet sich die Kirche durch ihre Haltung? Einerseits erscheint die Kirche wieder einmal „total uncool“, andererseits kann man ihr zugestehen, dass sie zu verhindern versucht, dass die christlichen Glaubensinhalte ins Beliebige abgleiten.

4 Kommentare:

Shu'Gi hat gesagt…

Schönes Thema! ;)


Parsifal

Mitleid: Die Gralsritter haben kein Mitleid mit dem an einer unheilbaren Wunde leidenden Gralskönig Amfortas, Titurels Sohn. Sie zwingen ihn, die Gralszeremonie durchzuführen, durch die sein Leben und Leiden weiter verlängert werden. Kundry hatte die Kreuzigung Chrsiti in Jerusalem miterlebt und kein Mitleid mit Christus gehabt. Sie ist seither mit einem Fluch belegt, durch den gezwungen ist, die Gralsritter zu verführen. Zwischendurch versucht sie durch Buße ihre Schuld zu sühnen.


Mir stellt sich die Frage ob es bei den Gralsrittern wirklich fehlendes Mitleid ist welches sie so handeln lässt. Vielleicht können sie auch gar nicht anders, da kein Nachfolger gefunden wurde für Anfortas und der einfach seinen Job machen muss da sonst was Schlimmes passiert (in mittelalterlichen Gralsegenden stirbt mit dem Gralskönig manchmal zugleich das Land und die Menschen ...)

Weshalb hatte Kundry eigentlich kein Mitleid?


Amfortas: Er versuchte den Zauberer Klingsor zu bekämpfen, durch den die Gralsritter bedroht wurden – aus Rache dafür, dass er von diesen nicht aufgenommen worden war. Aber Amfortas ließ sich von Kundry verführen und vergaß daraufhin seine Sendung. Er verlor dadurch den heiligen Speer und wurde verwundet.

ich verstehe nciht ganz warum Wagner so sehr die Sexualität hineinwebt, und sie auf fast schon katholische Art und Weise zum Übel geraten lässt .. er war ja selbst nicht gerade ein "Kostverächter" .. bereut er im Alter etwa?

Erlösung: Sie ist nur durch einen „reinen Thoren“ möglich. Das ist Parsifal. Er hat Mitleid mit Amfortas und erkennt während der Vereinigung mit Kundry die Zusammenhänge. Er widersteht ihr, gewinnt den heiligen Speer zurück, heilt Amfortas und wird neuer Gralskönig. Damit erlöst er einerseits Kundry von ihrem Fluch, andererseits errettet er den Gral „aus schmutzbefleckten Händen“.

Es ist ein seltsames Gralsbild das Wagenr hier zeichnet imho ... vor allem das etwas soooo heiliges wie der Gral überhaupt "beschmutzt" werden kann, von einem Einzelnen ...

Richard Wagners Vorlagen

Das waren mittelalterliche Heldenepen, insbesondre „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach. Die Oper ist jedoch eine sehr freie Bearbeitung dieses Epos. Bei Wolfram ist der Gral ein Kristall. Daher hat Wagner seine Vorstellung des Grals aus „Perceval“ von Chrestien de Troyes übernommen.



Also das mit dem Kristall kann ich so nicht stehenlassen ;) Es ist absolut unklar was der Gral bei Wolfram eigentlich ist, ein Kristall/Stein ist nur eine Möglichkeit.




Es gibt zahlreiche Theorien darüber, was der Gral sein und wo er sich befinden könnte.

Faszinierend ist schonmal das er sich ungebrochener Popularität erfreut.


Peter und Johannes Fieback

Sie behaupten, der Gral stammt von Außerirdischen, die ihn Moses übergeben hatten. Es handelt sich dabei um eine Maschine, mit der Manna hergestellt werden konnte. Diese Maschine wurde in der Bundeslade aufgewahrt, von den Templern in den Ruinen des Tempels von Jerusalem wieder gefunden und nach Europa gebracht. Die Autoren identifizieren den Kristall, den Wolfram von Eschenbach in seinem Epos beschrieb, mit dieser Maschine. Seit der Auflösung des Templerordens ist der Gral verschollen.
(Peter und Johannes Fieback: Das Grals-Geheimnis, Herbig-Verlag 1983.)


Was mir dabei fehlt ist die Verbindung zu Jesus, die doch nahezu alle Grals-Legenden beinhalten. Eine Maschine die Essen herstellt, und vielleicht noch einen netten Monitor hat mit allerlei Weisheiten drauf (*g*) - ich denke die Templer wären klug genug gewesen das Ganze als eben die Manna-"Maschine" (besser: "Manna-Magie-Dingsbums") zu erkenne,kannten sie doch auch das alte Testament und die Beschreibung des Mannas.



Henry Lincoln

Seiner Theorie zufolge war Jesus mit Maria Magdalena verheiratet und hatte Nachkommen, die nach Südfrankreich kamen. Von ihnen stammen die Merowinger ab. Der Gral ist somit kein Gegenstand, sondern die Familie der Nachkommen Jesu: San Gral = Sang real (königliches Blut). Diese Theorie liegt auch dem Buch und dem Film „Sakrileg“ zugrunde.
(Henry Lincoln et al.: Der heilige Gral und seine Erben, Lübbe-Verlag 1987.)


Ich halte das noch für das Wahrscheinlichste, wenn vielleicht auch nicht ganz so wie im oben genannten Buch dargestellt. Denn zB viele der Dokumente von Pierre Plantard die in diesem Buch ine wichtige Rolle sielen stellten sich als gefälscht heraus. Ich finde wenn wir diese Theorie diskutieren wollen müssen wir es Stück für Stück machen, sonst wird man ihr nicht gerecht.


Michael Hesemann

Er identifiziert den Gral mit dem Santo Caliz, einem Kelch, der in der spanischen Stadt Valencia aufbewahrt wird. Dort gibt es bis heute eine entsprechende Bruderschaft. Der Santo Caliz besteht aus einem kleinen Achatbecher, der tatsächlich aus der Zeit Christi stammen könnte. Im Mittelalter wurde mittels Edelmetallmontierungen daraus ein Kelch gefertigt.
(Michael Hesemann: Die Entdeckung des heiligen Grals, Pattloch-Verlag 2003.)


Ich kenne die Theorie nur dem Hörensagen nach - aber auch hier stellt sich mir die Frage wo der mittelalterliche Symbolgehalt des Grals herkommt - und warum er derart "verschollen" ging ohne versteckt zu werden.


Einige weitere Orte, an denen der Gral vermutet wird/wurde:
- Rennes-le-Château
- Rosslyn Chapel
- Wiener Schatzkammer


Hinzuzufügen wären imho noch:
Oak Island
Glastonbury
Genua
Accokeek, Maryland
Cornwall



3. Das Buch/der Film „Sakrileg“


Ich kenne weder Buch noch Film, werde aber beides in Bälde nachholen :) Positiv finde ich das dadurch viele, sehr viele MEnschen mit der Symbolsprache früherer Zeiten in Kontakt kamen / kommen. Als alter Verschwörungstheoretiker wittere ich hier Absicht ;)


Ist der Protest der (v. a. katholischen) Kirche gerechtfertigt?
Es wird zwar behauptet, dass Jesus und Maria Magdalena gemeinsame Kinder hatten. Aber das Erlösungswerk Jesu wird dadurch in diesem Werk nicht angezweifelt.


Es ist auch ein wenig absurd .. Zehntausende Nonnen dürfen sich "Braut Jesu" nennen, aber er durfte keine Frau haben ...


Die Fortsetzung von Lincolns Theorie, dass Jesus nicht am Kreuz gestorben sei, sondern danach noch weitergelebt habe, hat nicht in „Sakrileg“ Eingang gefunden.
Das Opus Dei spielt in der Handlung eine äußerst zwiespältige Rolle.
Hinweis auf das Konzil von Nizäa und darauf, dass viele Traditionen innerhalb der christlichen Kirchen nicht direkt auf Christus zurückgehen, sondern erst in den ersten Jahrhunderten nach seinem Tod und im Mittelalter entstanden sind.


Ich denke es ist diese Mischung mit der die Kirche Probleme hat .. das auf populäre Art und Weise aufgezeigt wird das sie a) seltsme Machenschaften treibt und b) nicht alles was sie sagt direkt auf Jesus und Die Aposteln zurückzuführen ist.

Resümee: Auch ohne die Proteste der Kirche hätte das Buch/der Film „Sakrileg“ genug Erfolg. Es wird dadurch die Aufmerksamkeit höchstens noch gesteigert. Schadet sich die Kirche durch ihre Haltung? Einerseits erscheint die Kirche wieder einmal „total uncool“, andererseits kann man ihr zugestehen, dass sie zu verhindern versucht, dass die christlichen Glaubensinhalte ins Beliebige abgleiten.

Ich glaube nicht das dieses Verhalten der Kirche schadet - es sind eher langfristig die Inhalte des Buches die ihr schaden. Die Kirche kann kaum was anderes tun, würde sie schweigen würde man dies als stillschweigendes Zugeständnis werten.

ferdi1 hat gesagt…

Mitleid mit Amforts:
Stimmt, da ist auch Interpretation meinersetis dabei, die Gralsszene im 1. Akt wird aber in den meisten Inszenierungen so gezeigt: Amfortas bringt seine Klagen vor, sein Vater Titurel befiehlt ihm dennoch, den Gral zu enthüllen, die Ritter stehen mitleidslos daneben, nur Parsifal, der das ganze beobachtet, fühlt etwas in seinem Herzen - er weiß zwar noch nicht genau was, das erkennt er erst im 2. Akt, aber er leidet mit Amfortas mit....
Aber du hast recht, es ist nicht nur fehlendes Mitleid, denn wenn Amfortas den Gral nicht enthüllt, passiert tatsächlich Schlimmes: Nach der Zeremonie, die im 1. Akt gezeigt wird, weigert sich Amfortas ja endgültig und damit altern die Gralsritter, Titurel stirbt, und die gesamte Gemeinschaft würde zugrunde gehen, wenn nicht "gerade noch rechtzeitig" Parsifal im 3. Akt mit dem Speer wiederkehren würde.

Kundry:
Das ist ja eine überaus ambivalente Figur, in der Wagner zwei Figuren Eschanbachs (Kundry und Orgeluse) in eine verbunden hat. Ich seh das so: In den biblischen Berichten heißt es, daß Jesus vor der Kreuzigung gequält und gedemütigt wurde, und es dabei eine Menge Zuschauer gab - in theologische Menschen sündige Menschen wie wir, denn es heißt ja, durch unsre eignen Vergehen gegen unsre Mitmenschen kreuzigen wir Jeusus nochmal in unsren Nächsten, die wir eigentlich lieben sollten. So eine ist Kundry auch: sie ist Zuschauerin bei dem Ereignis in Golgatha und spottet über Jesus: ICH SAH IHN UND LACHTE DA TRAF MICH SEIN BLICK. Seitdem lastet der Fluch auf ihr. Meiner Meinung wars so, dass durch diesen blick auch ihr Herz innerlich angerührt wurde. Under Fluch wurde ihr nicht von außen auferlegt, sondern ist in ihrem Innern, in ihrer Seele begründet, also ihr schelchstes Gewissen. Erlöst wird sie erst durch Parsifal, der ihren Verführungskünsten nicht erliegt, also in ihren Armen nicht auf seine Sendung vergisst, sie dann im 3. Akt tauft, und sie dann endlich weinen kann

ferdi1 hat gesagt…

Fortsetzung:

Außerdem find ich total wichtig, dass Kundry im 3. Akt die ganze Zeit anwesend ist, also alles miterlebt, was da passiert…

Wagner und Sexualität:

Ich find das auch nicht ganz durchschaubar. Denn die Gralsritter leben ja nicht völlig in Zölibat, zumindest haben Titurel und Parsifal Söhne. Vielleicht meint Wagner, dass man zwischen Sexualtrieb und Liebe trennen muss? Also nicht die völlige Negierung von Sexualität, aber der Ritter darf darüber nicht seine Aufgabe vergessen? (So wie ein Mann nicht jede Frau auf der Stelle vergewaltigen darf, die ihm gefällt und ihn sexuell anzieht?) Immerhin spielt die Natur, bzw. im 3.Akt die "entsündigte Natur" eine Rolle, und die Verführerinnen Klingsors sind Blumen(-mädchen)...

Parsifal im zweiten Akt: Er erkennt dass er während der Gralsszene im 1. Akt nicht nur Mitleid mit Amfortas hatte, sondern dass er auch in seinem Herzen die Klage des Heiligtums gefühlt hat, was er dann in Worte fasst – der Gral hat ihm zugerufen „erlöse, rette mich aus xbefleckten Händen (hab das Libretto nicht vor mir – heißt es schmutzbefleckt?) Ich denke, dass da aber nicht nur die Hände Amfortas’ gemeint sind, sondern der gesamte Zustand der Gralsritterschaft, die droht zugrunde zu gehen, siehe mein Kommentar oben.

Wolfram: Stein/Kristall stimmt ich hab nur die gängigste Interpretation gewählt, aber ich kenn das Epos nicht ganz so genau.


Es gibt zahlreiche Theorien darüber, was der Gral sein und wo er sich befinden könnte.

Faszinierend ist schonmal das er sich ungebrochener Popularität erfreut.

Stimmt! Der Mythos war ja offenbar schon im Mittelalter bekannt. Es wär eigentlich interessant zu wissen, ob man nach der Auflösung des Templerordens auch versucht hat, den Gralmythos totzuschweigen. Falls ja ist es jedenfalls nicht gelungen. Aber gerade da es so wenig echte Spuren gibt, ist man viel auf Spekulationen angewiesen, und die machen inzwischen auch einen Teil der Faszination aus, scheint mir. Also dieser Schein des absolut geheimnisvollen, das man wahrscheinlich nie ganz klären wird können…


Henry Lincoln

Ich halte das noch für das Wahrscheinlichste, wenn vielleicht auch nicht ganz so wie im oben genannten Buch dargestellt. Denn zB viele der Dokumente von Pierre Plantard die in diesem Buch ine wichtige Rolle sielen stellten sich als gefälscht heraus. Ich finde wenn wir diese Theorie diskutieren wollen müssen wir es Stück für Stück machen, sonst wird man ihr nicht gerecht.

Das stimmt. Es ist halt so, dass ich das buch vor über fünfzehn Jahren gelesen hab, und mich halt nur noch so global dran erinnern kann.

Kennst Du das Buch „Das Sakrileg und die Heiligen Frauen“?

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3746681413/qid=1149416700/sr=1-1/ref=sr_1_2_1/028-5887517-9362117

Ich kenn’s nicht, aber der Beschreibung nach ist das ein theoretisches Buch (während „Sakrileg“ ein Roman ist), das in die selbe Richtung wie Lincoln geht, aber eben eine neue aktualisierte Fassung der Theorie. Es würde mich nämlich jetzt interessieren, welche Rolle hier die Dokumente von Plantard spielen, die Du erwähnt hast.

Und dann gibt es noch ein Buch, das ich nicht gelesen habe:
„Die Wahrheit über den Da Vinci-Code. "Das Sakrileg" entschlüsselt“

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3442153301/qid=1149417638/sr=1-2/ref=sr_1_10_2/028-5887517-9362117

Der Beschreibung nach geht dieses Buch den Behauptungen, die Dan Brown in seinem Roman aufstellt, kritisch nach. Vieles wird widerlegt – es bleibt also am Ende nicht viel übrig. Aber gerade das, was der kritischen Betrachtung widersteht, soll sehr spannend sein…


Michael Hesemann

Ich kenne die Theorie nur dem Hörensagen nach - aber auch hier stellt sich mir die Frage wo der mittelalterliche Symbolgehalt des Grals herkommt - und warum er derart "verschollen" ging ohne versteckt zu werden.

Ich hab das Buch auch nicht gelesen, teilweise gibt es aber glaube ich schon Antworten auf deine Fragen. Da Hesemann Katholik ist, und ich glaube möglicherweise sogar Mitglied dieser Gralsgemeinschaft von Valencia, so kann es sein, dass man mit dem Buch versuchen wollte, andren Spekulationen über den Gral, die der Kirche weniger recht sind, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ich weiß es nicht. Ich hatte es jetzt vor zu bestellen, aber es scheint momentan sowieso vergriffen zu sein.


3. Das Buch/der Film „Sakrileg“


Ich kenne weder Buch noch Film, werde aber beides in Bälde nachholen :) Positiv finde ich das dadurch viele, sehr viele Menschen mit der Symbolsprache früherer Zeiten in Kontakt kamen / kommen. Als alter Verschwörungstheoretiker wittere ich hier Absicht ;)

Ich kenn nur den Film. Und: Ja, die kommen mit der Symbolsprache sehr in Kontakt. Sowohl mit Symbolen in mittelalterlichen Kirchen, als auch versteckten Symbolen auf Gemälden von DA Vinci. Also jedenfalls eine Aufforderung an das Publikum, bei Kirchen/Gemälden genauer hinzusehen. *g* Und ich galube das geheimnisvolle, das in solchen Symbolsprachen liegt, macht ja auch einen Teil des Erfolgs aus…

Shu'Gi hat gesagt…

ad Wagner & Sex:
Also mir bleibt vollkommen unklar welche Position Wagner da eigentlich bezieht ...

ad Lincoln:
da gibts ja wieder einige Buchis mehr auf dem Amazon-Wunschzettel *g*

ad Hesemann:
gut möglich!

ad "Sakrileg":
Die "Symbolsprache" und die historischen Zusammenhänge machet imho 90% des Erfolgs aus - das Buch ist nämlich nur mittelmässig geshchrieben imho, s gibt bessere Thriller bzw. man hat die "Handlung" schon mindestens ein Dutzendmal schon woanders gelesen.