Hier nun eine Nachbesprechung meiner Eindrücke von der Live-übertragung des Eugen Onegin vom 24. 2. auf ARTE.
Ich hatte das Werk zuvor erst einmal (und das eher unaufmerksam) im Radio gehört - umso gespannter war ich auf diesen TV-Abend. Und wurde auch nicht enttäuscht - aber auch nicht restlos begeistert.
Die Oper selbst ist ein höchst faszinierendes Werk, mehr ein Versuch eines Psychogramms "moderner" Menschen von heute (oder doch schon von gestern) als das eine eigentliche Handlung vorangetrieben wird. Die Musik von Tschaikowksy ist vielschichtig und und voller schöner Melodien, wenn auch kein "Gassenhauer" dabei ist.
Insgesamt betrachtet fand ich bei dieser Aufführung den Gesang gut bis sehr gut, das Schauspiel schien mir manchmal darunter zu leiden das die Sänger unsicher schienen was als nächstes zu tun sei. Klanglich war anfangs der To nicht mit dem Bild synchron, später waren zahllose "Störgeräusche" aus dem Zuschauerraum recht lau zu vernehmen, und zugleich der Gesang auf der Bühne teilweise kurzzeitig leiser werdend, was eigentlich bei moderner Tontechnik nicht mehr notwendig sein sollte ...
Die Einzelbewertung der Hauptpersonen:
Dimitri Hvorostovsky (Eugen Onegin):
Anfangs erschien er mir etwas schwächelnd, fing sich dann aber zusehends und lief spätestens ab der Duellszene zu sehr schönem Gesang auf. Letztendlich aber fand ich ihn schauspielerisch eher enttäuschend, die Figur des Onegin brachte er mir nicht näher - es sei den Onegin beschränkt sich darauf sexy zu sein und knackig/hart dreinzuschauen mit gelegentlich enttäuschten Mundwinkeln. Vielleicht ist diese Figur auch nicht mehr ...
Schulnote: 2-
Renée Fleming (Tatjana):
Abgesehen davon das ich ihr das junge Mädchen, den "Backfisch", zu Beginn nicht abnahm (Weder gesanglich noch schauspielerisch) war es eine Freude ihr zuzusehen und zuzuhören. Eine sehr schöne Darbietung, vielleicht auch mit ein wenig mangelndem Tiefgang.
Schulnote: 1-
Ramón Vargas (Lenski):
Er passte für mich perfekt zu Rolle, seine Handlungen und GeEsang waren für mich immer nachvollziehbar und schön anzuhören, in seiner letzten Arie vor dem Tod war seine Darbietung höchst spannnend und faszinierend. Als Lenski erschossen wurde bedauerte ich es kurzzeitig das die Oper "Eugen Onegin" und nicht "Lenski" hiess ;)
Schulnote: 1
Valerie Gergiev (Dirigent):
Einerseits fand ich das Dirigat spannend, andererseits aber auch manchmal sehr zerfahren - es erschien mir manche Melodielinie bewusst "zerhackt" - ich kenne das Werk zuwenig um letztendlich zu beurteilen ob dies sinnvoll ist, gefallen hat es mir aber nicht immer, ja es störte zuweil ...
Schulnote: 3
Inszenierung ( Robert Carsen)
Sehr minimalistisch, fast schon steril wären nicht die Kostüme ... so wird einerseits die Zeitlosigkeit, andererseits die Epochengebundenheit des Stücks gut symbolisiert - auch wenn es manchmal optisch etwas langweilig ist. Selbiges gilt auch für die Personenführung: es passiert selten Aufsehenerregendes, zugleich ist alles stimmig und wirkt irgendwie "zeitlos", manchmal aber eben schon so zeitlos das es langweilig zu werden drohte. Manchmal erschien es mir als ob die Darsteller, wie auch der Chor, nicht sicher wüssten was als nächstes zu tun sei.
Schulnote: 2
Gesamtbewertung:
Werk: 1
Interpretation: 2
Klang: 3
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2 Kommentare:
Ich hab momentan Probleme, mich im Blogger anzumelden, antworte ich mal hier.
Ich hab leider schon länger keine Oper mehr im TV gesehen, so auch nicht diesen Onegin.
Aber ich mag die Oper total, es sind einfach wunderchöne, lyrische Szenen drin, und je öfter man die Musik hört und damit auch verinnerlicht, desto mehr geht sie zu herzen finde ich.
Ich stimme dir zu, gerade bei diesem Werk ist die schauspielerische Leistung sehr sehr wichtig. Manche Dinge, vor allem wie es im 2. Akt bei dem Geburtstagfest zu dem Streit kommt, der dann im Duell mündet, werden sonst nicht ganz glaubwürdig.
Ich habe Karten bestellt für ein Gastpiel im Theater an der Wien, in dem V. Gergiev 2 Opern dirigiert, ein Abend Onegin, ein Abend Der Spieler (Prokofjew) - bin schon sehr gespannt...
Also der Streit beim Genurtstagsfest kam auch hier nicht klar rüber, Onegin was anfangs nur gelangweilt, dann geschockt. Aber nach dem Libretto zu urteilen ist die Szene nunmal doch "holprig", da fehlt ein wenig Hintergrund-Erklärung. Die Inszenierung versuchte dies indem sie schon im Eröffnungsbild Lensky und Onegin sich immer wieder ein wenig voneinander entfernen liessen, so als ob da schon leichte Spannungen herrschen.
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