Eine zu unrecht vollkommen vergessene Oper - wahrscheinlich macht es ihr der Umstand schwer das es eines von Hitlers Lieblingswerken (& die Verfilmung Riefenstahls) war.
"Tiefland" beinhaltet einige stimmungsvolle Momente, und ist eine interessante Schilderung der emotionalen (und beinahe faktischen) Vergewaltigung einer Frau, die noch das Glück hat einen Mann aus dem Hochland zu finden der sie liebt und nicht nur benutzt. Überhaupt sind allerlei "Abhängigkeiten" zentrales Thema, und so nimmt es nicht wunder das am Ende das Brautpaar nach einem Totschlag in Notwehr ins Hochland zieht/flieht, weg von alle Altlasten (irgendwie erinnert das "Hochland" da an die Versprechungen und Aussichten welche Amerika an die zahlreichen Auswanderer machte im 19. Jhdt.). Natürlich ist da aber viel Platz für Kitsch & Bigotterie - und der wird auch oft ausgefüllt ;)
Die Sänger sind allesamt gut bis sehr gut, das Orchester spielt unter Moralt etwas undifferenziert, mit gelegentlichen emphatischen Ausbrüchen. Klingt alles ein wenig wie Filmmusik aus dem 19. Jhdt ;) Und da wären wir auch bei der Werkbeurteilung: D'Albert komponiert wahrlich nicht schlecht, aber alles geht ein wenig in Richtung einer ernsten Operette. Aber schlecht, ja schlecht ist das alles wahrlich nicht, im Gegenteil - so manche Arie lässt einen teilhaben an den Emotionen der Protagonisten, die Handlung ist zumeist spannend von Musik unterlegt (wenn auch wohl kaum kommentiert / erweitert). Immer wieder hört man Anklänge an Wagner, aber auch Bizet.
Die Aufnahmequalität ist gut, wenn auch etwas dumpf - die Mitten sind manchmal zu schwach. Aber man fühlt sich durchaus "mitten dabei" im Zuschauerraum - für eine Live-Aufnahme aus den 50er insgesamt durchaus zufriedenstellend. Das CD-Inlay ist praktisch inexistent.
Abschliessend kann ich mich nur wiederholen: eine zu Unrecht vergessene Oper - sicher kein exzeptionelles Meisterwerk, aber in der Hand eines guten Regisseurs und Diregenten mit ein paar passablen Sängern könnte da so manche kleine Bühne reüssieren imho - ganz abgesehen davon das es wert ist dieses Werk wieder einer breiteren, gegenwärtigen Diskussion zu stellen. Offenbar geschah dies auch in Zürich im Jahre 2006, und durchaus mit Erfolg: http://www.impresario.ch/review/revdaltie.htm (auf diesem Link findet sich auch eine Zusammenfassung der Handlung)
"Tiefland" - D'Albert- Moralt
Werk: 2-3
Interpretation: 1-2
Klang: 3
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3 Kommentare:
Ja, ich finde das schon auch als eine interessante Oper, kenne sie von einer anderen Aufnahme mit René Kollo her. Ich glaube sie könnte bei einer szenischen Aufführung auch heute noch Effekt machen. Allerdings ist es dann manchmal so, dass zeitgenössische Regisseure mit einem solchen Inhalt nix anfangen können, und daher der erhoffte Erfolg ausbleibt. Auf diese Weise haben es ja sogar manchmal echte Zugstücke wie der "Freischütz" schwer.
Der "Freischütz" hatte übrigens vor kurzem an der Volksoper eine sehr erfolgreiche Premiere (Inszenierung von Marco Arturo Marelli). Außerdem wurde vor ein paar Monaten eine andere deutsche Oper ausgegraben, die früher mal sehr beliebt war, aber dann verschwunden ist: "Der Evangelimann" von Wilhelm Kienzl. Diese Oper hat auch eine sehr gute Inszenierung (Josef Ernst Köpplinger) und erfreut sich großen Publikumszuspruchs. Der Regisser schildert die Handlung sehr realistisch, indem er das ärmliche Milieu, in dem die Oper spielt sehr plastisch darstellt. Das hat große Wirkung!
Ja, den Evangelimann plane ich mir auf DVD zuzulegen, mir gefällt die HAndlung, und die Musik scheint ja auch ok zu sein. Hast du die Aafführung gesehen? - wie ist denn die Musik so?
ja, die produktion der Volksoper ist auf dvd herausgekommen.
Die Musik im ersten Akt ist mehr ein Konversationsstück, also mehr sprechgesang, wird aber in dieser Aufführung sehr gut gespielt. Wirklich melodiös ist nur ein Liebesduett. Die bekannten Melodien der Oper kommen dann alle im 2. Akt, das ist also der musikalische Höhepunkt, mit Melodien und teilweise auch hochdramatischen Szenen. Mir g'fallt's... ;-)
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