Montag, 1. Mai 2006

Maibäume

Interessant fand ich die heutige Schlagzeilen-Leiste des ORF:





Warum gerade heute ein grosser Bericht über das Empire State Building? Gut,es wird 75 Jahre alt, dies wird aber im Bericht nichtmal richtig erwähnt. Zudem, es gibt durchaus auch anderes zu berichten, auch aus den USA, wo sich massive Demonstrationen legaler und illegaler Einwanderer angekündigt haben für den 1. Mai.

Der 1. Mai ist traditionell ein Tag der Fruchtbarkeitsfeste in Europa - heute u.A. noch erkennbar im Maibaum.





Wie auch Menhir oder Obelisk symbolisiert der Maibaum eine Riesen-Phallus - in Mutter Erde gerammt (bzw. beim Maibaum vielleicht auch eine im Maikranz angedeutete Vulva).

Das Empire State wurde am 1. Mai 1931 eröffnet - ein riesiger Maibaum?

Betrachten wir seine Geschichte (aus der Wikipedia):

Das Empire State Building ist eng mit der Geschichte des Börsencrashs von 1929 (schwarzer Freitag) verbunden. Der Börsenspekulant und Gründer von General Motors John Jacob Raskob, der das Empire von dem Architekten William F. Lamb entwerfen ließ, hatte Jahre zuvor die maßlose Überhitzung der New Yorker Börse mitbetrieben, indem er „Reichtum für alle“ versprach, eine „neue Form von Wirtschaft, die es jedem ermöglicht reich zu werden“ – jedoch auf Basis fremdfinanzierter, auf Kredit gekaufter Aktien. Diese sollte sich durch das unaufhaltsame Steigen der Börse schließlich in wirkliche Gewinne umwandeln.
Als die Börse im Oktober 1929 aber endgültig zusammenbrach, verloren vor allem unzählige Kleinanleger, die zum Teil ihre Aktien bis zu 90% fremdfinanziert hatten, ihre gesamte Habe, Haus und Hof. [...]

Während an der Wall Street die Börse zusammenbrach, wurde zwischen der 33. und der 34. Straße das alte Waldorf-Astoria abgerissen. Mit Ausnahme von ein paar Aufzugkernen, die übernommen und auf dem Bauplatz eine Weile ins noch unbebaute Leere ragten, wurden die Abbruchreste des legendären Hotels abtransportiert und bei Sandy Hook im Meer versenkt. [...] Baubeginn war im März 1930, wobei die Grundsteinlegung im September 1930 durch den früheren Gouverneur von New York und Präsidenten der Empire State Corporation Alfred E. Smith stattfand.

Bemerkenswert an diesem Bauwerk ist bis heute die Logistik seiner Errichtung geblieben. In Detroit hatte Henry Ford das Fließband erfunden, an der 33. Straße wurde diese für das Jahrhundert so maßgebliche Erfindung in die Vertikale gedreht. 50.000 Stahlträger, mit einer Toleranz von 3 mm in der Stahlstadt Pittsburgh gefertigt, reisten mit Schiff und Bahn an die Ostküste, erreichten den Bauplatz nach nur acht Stunden, waren zum Teil noch warm, wenn sie von einem der Kräne empor gehievt wurden. Im Inneren des Gebäudes kam ein komplexes lotrechtes Eisenbahnsystem mit Loren, Schienen und Weichen zum Einsatz, das, verbunden mit einem höchst exakten Stundenplan, ermöglichte, dass keiner der ankommenden Lastwagen warten musste, kein Arbeiter Müßiggang hatte, kein Aufzug umsonst fuhr.
In nur einem Jahr und 45 Tagen schoss das Bauwerk aus dem Boden, in Rekordzeiten wurden in zehn Tagen 14 Stockwerke errichtet, im Durchschnitt 4,5 Stockwerke in der Woche. Die eigentlichen Helden waren jedoch die Nieter. In eingespielten Vierermannschaften, viele vom Stamm der Mohawk-Indianer, schlugen sie für einen Lohn von 1,25 Dollar 800 Nieten am Tag ein, warfen glühendes Metall in 300 Meter Höhe über 40 Meter weit, um es mit trichterförmigen Handschuhen aufzufangen – mit keiner anderen Aussicht, als der, sich, sobald ihre Arbeit getan wäre, in die endlosen Arbeitslosenschlangen einreihen zu dürfen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Empire_State_Building
Symbolisch gesehen haben wir es imho beim Empire State mit einem Fruchtbarkeitssymbol des Kapitalismus zu tun - einem Maibaum der (unsozialen) Marktwirtschaft. Als die Börse zusammenkracht sind es die Methoden Fords welche den Phallus des Kapitals in die Erde rammen. Die Arbeiter kannten keine Müssiggang, dafür aber nach der schnellen Fertigstellung alsbald die Arbeitslosigkeit - ein Menetekel für die Wirtschaft nach Ford? Das das Empire State Building am 1. Mai eröffnet wurde, ist imho als ein symbolischer Schlag ins Gesicht der Arbeiterbewegung zu werten.

Da hilft auch alles Maibaumkraxeln nichts wies scheint ...


5 Kommentare:

ferdi1 hat gesagt…

diese ganzen fruchtbarkeits feste am 1. mai waren mir ein begriff, auch die walpurgisnacht davor, nicht aber der eigentliche grund, warum die arbeiterbewegung den 1. mai als tag der arbeit für sich erkor...

Shu'Gi hat gesagt…

Weil am 1. Mai 1886 in den USA ein Generalstreik begann zur Einführung des 8-Stunden-Tages. Bei den dazugehörigen Demos gab es Bombenattentate auf die Polizei, Tote und Verletzte bei den Arbeitern durch das Eingreifen der Polizei - gipfelnd im "Haymarket Riot" in Chicaco mit hunderten Verletzten und unzähligen Toten. Bei der Zweiten Internationalen wurde dann der 1. Mai als Gedenktag fürs Haymarket Riot und die "Märtyrer" der Arbeiterschaft eingeführt.

Shu'Gi hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
ferdi1 hat gesagt…

ah.... die geschichte kannte ich nicht. hat also mit den alten traditionellen frühlingsfesten überhaupt gar nix zu tun.

Shu'Gi hat gesagt…

Ich kann mir allerdings vorstellen das die alten Frühlingsfeste dann dazu beitrugen das der 1. Mai zu dem wurde was er heute ist (bzw. bis vor einigen Jahren noch war) - der Sozialismus wurde als sehr progressiv empfunden, die Menschen in einen neuen gesellschaftlichen Frühling bringend (sozialistische Lieder sind voll von Blumen und Lichtmetaphern ...)